Sechster Tag
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Endlich kamen
wir an. "Wo seid ihr?", fragte sie. Sie standen im Kreis und berührten sie nicht. "Hört mich!", rief mein Boxerhund Duke, "nicht zu antworten bin ich hier, sondern zu fragen. Wie viele seid ihr?" "Einer", sagte der Erste, "mein Name ist Kether." "Wir haben einen langen Weg hinter uns. Wo könnten wir unseren Durst löschen?", fragte ich. "Und wo könnten wir unseren Hunger stillen?", fragte Duke. "Wo kannst Du es nicht tun?", antwortete der Zweite. Sein Name war Chochma. "Könnte ich alleine satt werden?", fragte ich. "Ohne Dich ist Dein Boxerhund unvollkommen, ohne ihn bist Du jedoch gar nichts", sagte der Dritte. Sein Name war Binah. "Ich kann Euch nicht mehr deuten. Ich fürchte mich", sagte Duke. "Was fordere ich mehr von Dir, als zu fürchten? Wenn Du nur mich fürchtest, brauchst Du nicht mehr zu deuten", sagte der Vierte. Sein Name war Chesed. "Was wollt ihr, was habt ihr, was wißt ihr?", fragte ich. Der Fünfte sagte nichts. Sein Name war Pechad. "Was tut ihr?", fragte ich. "Ich tue nichts. Ich weiß es", sagte der Sechste. Sein Name war Tipheret. "Was wißt ihr?", fragte ich. "Ich weiß nichts. Ich verstehe es", sagte der Siebte. Sein Name war Netzah. "Was versteht ihr?", fragte ich. "Ich verstehe nichts. Ich suche es", sagte der Achte. Sein Name war Hod. "Was sucht ihr?", fragte ich. "Ich suche nichts. Ich tue es", sagte der Neunte. Sein Name war Yesod. "Warum sagt ihr uns nicht, was wir tun sollen?", rief ich. "Ich sage es unablässig", sagte der Zehnte. "Aber ich wiederhole nicht." Sein Name war Malkut. Wir gingen zurück. Und es war Mittag und wir gingen wie die Blinden im Dunkeln. Und da Duke hin und her lief, geschah es, daß er in einen Sumpf geriet. Und ich zögerte, bevor ich ihm half, denn ich wollte mich nicht schmutzig machen. Und es kam ein Reiter. Und ich sagte: "Kehr' um, denn die Gegend ist gefährlich." Und er kehrte um und fragte: "Nun, warum geht ihr weiter?" Und ich sagte:"Dein Pferd ist stark, aber mein Boxerhund ist schwach. Wir können noch nicht umkehren." Am Abend näherten wir uns einer Wirtschaft. Der Wirt kam heraus und begrüßte uns. "Mein Laden ist offen. Ich gewähre Kredit. Es wird alles gegen Bürgschaft gegeben. Das Heft ist offen und meine Hand schreibt. Jeder, der leihen will, kann kommen und leihen. Alles ist vorbereitet zum Mahl." Wir gingen hinein. "Wo seid ihr gewesen?", fragte der Wirt, nachdem wir gegessen hatten. "In der Burg Pniel", antworteten wir. "Die Burg brennt", sagte der Wirt. Wir drehten uns um. Die Burg brannte. "Ich bin der Herr der Burg", sagte er. "Bis ins Alter bin ich derselbe und bis zum Grauhaar bin ich es, der es trägt ..." Wir gingen auf unsere Zimmer. "Die Burg brennt, aber sie hat einen Herrn", sagte Duke zu mir. Während ich das Wasser holte, setzte sich Duke an seine Staffelei. "Was malst Du?", fragte ich. "Das Lachen der Schechina", sagte er. "Ich habe sie aber gar nicht lachen gehört", sagte ich. "Deswegen male ich es", antwortete Duke. So entstand dieses Bild. |
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