Psychische
Antriebe
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Das Gewissen soll die Funktion haben, die Befriedigung des sexuellen und des aggressiven Triebes dann zu hemmen, wenn dadurch anderes Leben zu Schaden käme. Ein Teil des Gewissens, das negative verbietende Über-Ich, sagt uns »Das darfst du nicht!« und droht im Falle der Nichteinhaltung seiner Ver-bote diverse Strafen an, vor allem die »Gewissensbisse«, die Skrupeln. Ein anderer Teil des Gewissens, das positive verführende Ich-Ideal, sagt uns »Das sollst du!« und droht uns im Falle der Nichteinhaltung seiner Gebote mit Liebesentzug. Da der Liebesentzug für ein kleines Kind bedrohlicher ist, da mit Ich-Verlust assoziiert, haben die meisten Menschen mehr Angst, ihren Idealen nicht zu entsprechen, als vor anderen Strafen, d.h., die Ideale des Menschen bestimmen mehr sein Verhalten als sein Über-Ich oder Strafen von außen. »Das Gewissen ist die Folge des Triebverzichts; oder: Der (uns von außen auferlegte) Triebverzicht schafft das Gewissen, das dann weiteren Triebverzicht fordert.«(Sigmund Freud: "Fragen der Gesellchaft. Ursprünge der Religion, Frankfurt 1982, Studienausgabe Band IX S.255) Um Mißverständnisse zu vermeiden, möchte ich betonen, daß ein Kind bei sehr milder Erziehung ein sehr strenges Gewissen bekommen kann. Es gibt Menschen, die gar kein Gewissen besitzen und es daher zwecklos ist, wenn man Ihnen ins Gewissen reden will. |
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