Prä-ödipale
psychische Entwicklungsstufen
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Der
Borderline-Patient ist ein außerordentlich
gieriger Mensch, dessen Bild einer befriedigenden
Existenz beinhaltet, daß andere alles für ihn
tun, er weder Dankbarkeit noch Anerkennung zeigt
und auch nicht gewillt ist, irgendwelche
Verantwortung zu übernehmen. Doch dieser Mensch
ist Mitglied unserer Gesellschaft. Er hat
durchaus den Wunsch, geliebt zu werden, aber das
bedeutet für ihn nicht, daß andere ihn als
anderen erkennen und daß er einen anderen als
anderen erkennt und ihn in seinem Anders-sein
akzeptiert. Er möchte vielmehr, daß andere
Menschen und der Staat schlechthin alles für ihn
tun, daß Gesellschaft und Staat sich für ihn
ändern und sich nach ihm richten, daß er
gefüttert und versorgt wird. Liebe bedeutet für
ihn, daß der Andere sich von ihm ausnutzen und
auspumpen läßt, wie er dies einst von seiner
Mutter erwartet hat. In seiner Haltung leugnet er die Existenz aller Abhängigkeitsbedürfnisse und Bedürfnisse nach zwischenmenschlichen Beziehungen anderer wie auch die Existenz aller Verantwortung und Sorge für das Selbst und für andere. Diese innere Haltung ist in einer milden Form als narzißtisch zu bezeichnen, die Übergänge zu einer antisozialen Persönlichkeit sind jedoch fließend. In klinischen Untersuchungen läßt sich zeigen, daß viele narzißtische Persönlichkeiten antisoziale Züge aufweisen, jedoch alle antisozialen Persönlichkeiten die charakteristischen Merkmale der narzißtischen Persönlichkeitsstruktur und dazu eine besonders schwere Störung ihrer Über-Ich-Funktionen zeigen. Denn die Nichtbefriedigung dieser Gier löst entweder Depression oder Haß aus, d.h. entweder nach innen oder nach außen gerichtete Wut. Wird die nach außen gerichtete Wut nicht durch ein Über-Ich gemildert oder neutralisiert, äußert sie sich in den bekannten Haßausbrüchen, die jenseits aller moralischen Wertvorstellungen, und jeden Verantwortungsgefühls, von reinem Sadismus geprägt sind. |
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