Psychische
Antriebe
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Der aggressive Trieb Der aggressive Trieb dient der Abgrenzung und dem Schutz des eigenen Ich vor der Besitznahme oder Schädigung durch andere und anderes; der sexuelle Trieb hingegen dient der Öffnung des eigenen Ich zur Schaffung größerer Einheiten, bei denen das eigene Ich über das Individuum hinausgehend andere und anderes in Besitz nimmt. Der aggressive Trieb dient dem Überleben des Individuums, der sexuelle dem Überleben der Art, beide stehen im Widerspruch zueinander. Jedes Lebewesen muß, um sich zu ernähren, andere Lebewesen vernichten und bedient sich dabei der Aggression unter Zuhilfenahme entsprechender körperlicher Werkzeuge, wie z.B. der Zähne und der Klauen. Die teil- und zeitweise Befriedigung der angeborenen Aggression wird als Lust empfunden. Der aggressive Trieb ist an sich neutral auf eine Veränderung der Umwelt gerichtet mit dem Ziel, das Überleben des Individuums zu garantieren. Insofern ist Aggressivität nichts weiter als der auf die Selbsterhaltung bezogene Wille. Ob aggressive Handlungen destruktiv oder konstruktiv angesehen werden, hängt von der jeweiligen Definition ab; um ein Haus zu bauen, muß man z.B. eine Wiese zerstören, um eine Wiese anzulegen muß man vielleicht den Wald zerstören, um einen Wald nach bestimmten Vorstellungen anzulegen, muß man manche Pflanzen oder Tierarten vernichten oder vertreiben, usw. Die Aggression wird benötigt für jegliche willentliche Veränderung der Umwelt, sowohl um ein Haus zu bauen als auch um ein Haus zu zerstören. Ein Messer ist nicht an sich böse, man kann z.B. damit ein Brot schneiden oder einen Menschen umbringen. Aggression ist an sich neutral, es ist die Energie, die es ermöglicht, das eigene Überleben zu schützen, es kommt nur auf den Menschen an, wie und wofür er diese Energie benutzt. Aggression leitet sich von lat. "ag-gredi" ab, was soviel bedeutet wie "an etwas heran-gehen, etwas an-greifen" im Sinne von an-fassen. "Das gern verleugnete Stück Wirklichkeit hinter alledem ist, daß der Mensch nicht ein sanftes, liebebedürftiges Wesen ist, das sich höchstens, wenn angegriffen, auch zu verteidigen vermag, sondern daß er zu seinen Triebbegabungen auch einen mächtigen Anteil von Aggressionsneigung rechnen darf. Infolgedessen ist ihm der Nächste nicht nur möglicher Helfer und Sexualobjekt, sondern auch eine Versuchung, seine Aggression an ihm zu befriedigen, seine Arbeitskraft ohne Entschädigung auszunützen, ihn ohne seine Einwilligung sexuell zu gebrauchen, sich in den Besitz seiner Habe zu setzen, ihn zu demütigen, ihm Schmerzen zu bereiten, zu martern und zu töten."(S.Freud: Fragen der Gesellschaft, Ursprünge der Religion, Frankfurt 1982, Studienausgabe B.IX, S.240) "Für alles weitere stelle ich mich also auf den Standpunkt, daß die Aggressionsneigung eine ursprüngliche, selbständige Triebanlage des Menschen ist, und komme darauf zurück, daß die Kultur ihr stärkstes Hindernis in ihr findet."(S.Freud ebda S.249">) In ihrer konstruktiven Form äußert sich die Aggressivität als Forschung, Technik, Wirtschaft, Sport, Spiel, Leistung, Wettbewerb, Neugierde und genitale Sexualität. Ohne ein Quäntchen an Aggressivität wird der Mann impotent und die Frau frigide. Beide müssen etwas von dem Gefühl empfinden, jeweils den Anderen "erobern" zu wollen und zu dürfen, damit sie leidenschaftlich miteinander schlafen können. Ist die genitale Aggressivität gänzlich gehemmt, bleibt nur der Wunsch nach kraftloser Zärtlichkeit übrig: Die Menschen gehen wie zwei Babies miteinander um, was z.B. bei Psychotikern und Homosexuellen meistens der Fall ist. Niemand soll sich seiner Homosexualität schämen, es gibt aber auch keinen Grund, deswegen stolz zu sein. Sexualität des Einzelnen ist seine intime und nicht eine öffentliche Angelegenheit. Trotzdem muß gesagt werden, daß Homosexualität, also die Einschränkung der Sexualobjekte auf den Kreis eigener Geschlechtsgenossen, durch eine Störung in der psychosexuellen Entwicklung des Kindes entsteht. |
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