Hypnose ist kein Hokuspokus
Über das Verfahren der Hypnose
und seiner Möglichkeiten existieren vielfältige und zumeist falsche
Vorstellungen, welche aus verschiedenen Quellen gespeist werden. Aus diesem
Anlaß möchte ich Sie über dieses Thema in wenigen Sätzen
informieren:
Glitzernde Show-Artisten verblüffen
Fernsehzuschauer mit atemberaubenden Tricks und selbsternannte Tranceheiler
verheißen per Annonce das sofortige Ende aller Leiden. Zu schön,
um wahr zu sein. In Wirklichkeit sind die unter der Bezeichnung Hypnose
auf Variete- und sonstigen Bühnen dargestellten Illusionen und Suggestionen
in erster Linie Tricks und Täuschungen, haben aber mit Hypnose nichts
zu tun. Beispielsweise wirken beim Besteigen eines Nagelbretts keine hypnotischen
und schon gar keine übersinnlichen Kräfte. Das Nagelbrett ist
vielmehr so konstruiert, daß mindestens 2000 Nägel im Abstand
von 1,5 Zentimetern angeordnet sind. Bei einer Belastung von 200 Kilogramm
wurden bei Studien lediglich Druckbelastungen für den liegenden Menschen
von etwa 100 Gramm pro Nagel gemessen. Und wer kennt sie nicht, die beliebteste
Showeinlage der „Kataleptischen Brücke". Dabei macht sich ein Mensch
so steif, daß er mit Nacken und Fersen auf den Kanten zweier Stuhllehnen
einige Minuten freischwebend liegenbleibt. Aber auch an Ungeübten
kann dieser mechanische Trick gezeigt werden. Um die Wirkung zu steigern,
wird der Person noch ein Stein auf den Bauch gelegt, den ein Magier dann
mit einem Hammer zertrümmert. Auch hier wirkt simple Physik: Voraussetzung
ist ein großer und leicht zerfallender Stein, damit die Wucht des
Schlages zu einem Teil vom Stein aufgenommen und zum anderen durch die
Zertrümmerung in Energie umgesetzt wird. Der Mensch darunter spürt
nichts. Die Liste dieser effektheischenden Tricks könnte beliebig
fortgesetzt werden. Jedoch ist Hypnose kein Schlaf und keine Bewußtlosigkeit,
sie hat weder mit Zauberei noch mit Wundern zu tun. Der Hypnotisierte nimmt
alles wahr und kann sich alles merken, insofern grenzt sich dieser Zustand
u. a. vom Schlaf ab. Ähnliche Zustände durchleben wir zum Beispiel
in Tagträumen oder kurz vor dem Einschlafen, wenn wir eher in zufälligen
Bildern denken. Niemand kann gegen seinen Willen hypnotisiert werden, oder
anders ausgedrückt, nur die Person, die hypnotisiert werden will,
kann hypnotisiert werden.
Allgemein betrachtet, engt Hypnose
die Aufmerksamkeit ein, man nimmt sich selbst sowie die Zeit verändert
wahr. Vor allem aber verbessert der Trancezustand das Vorstellungsvermögen
und die Phantasie. Dieses bringt entsprechende körperliche Reaktionen
mit sich. In der Hypnose geht es vor allem um das Erleben und Erlernen
eines angstfreien, gelösten und entspannten Zustandes. Wirken diese
Faktoren mit anderen Veränderungen des Körpers in Trance zusammen
(ausgeglichene Herz-Kreislauf-Aktivität, ruhige Atmung, verändertes
Blutbild, z. B. Absinken des Streßhormonspiegels usw.), sind (Heil-)
Erfolge möglich. Besonders bei der Behandlung psychosomatischer Krankheiten
schreitet die Erforschung der Hypnose zu Therapiezwecken voran. Körperliche
Erkrankungen wie Migräne, Magengeschwüre, Asthma oder Allergien
werden zunehmend durch Streßsituationen verursacht. Die wiederum
basieren nicht selten auf einem Druck, dessen Ursprung bis in die Kindheit
zurückreicht. Hier kann Hypnose als Methode der Psychotherapie emotionale
„Sperren" im Kopf lösen, positive Empfindungen stärken und so
die Heilung des Patienten vorantreiben.
Die „suggestive Wunderpille" gegen
jegliche Krankheiten bleibt jedoch Illusion. Werden die Ursachen einer
krankheitsfördernden psychischen Belastung nicht behoben, wozu eine
Psychotherapie dienlich sein kann, bleiben die schnellen positiven Änderungen
der Hypnose nur vorübergehend.
Das Autogene Training ist mit der Hypnose
eng verwandt, der wesentliche Unterschied liegt darin, daß beim Autogenen
Training der Patient selbständig die Entspannung bei sich selbst hervorzurufen
lernt, während bei der Hypnose der Therapeut beim Patienten den entsprechenden
gelösten Zustand herbeiführt. |