Psychische
Antriebe
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Die erhaltende und schöpferische Sexualität Die durch entsprechende Erziehung gezähmte Gier kann den Menschen jedoch auch dazu bewegen, das individuelle Leben anderer zu bewahren, zu unterstützen und dem Anderen zu helfen. Der Anteil der Gier scheint dann manchmal darin auf, daß der Helfende wütend wird, wenn der Hilflose selbständiger wird oder sich nicht helfen lassen will. Diese Wut kann sich steigern bis hin zu dem Motto: "Wer sich von mir nicht helfen läßt, den schlage ich tot." Ein Beispiel hierfür ist die so "liebende" katholische Kirche, die in ihrer Geschichte einige hundert Millionen Menschen ermordete, oder die "kommunistische" Kirche, die ein paar Dutzend Millionen Menschen umbrachte, wobei zu berücksichtigen ist, daß dieser nur ca. 70 Jahre zum Morden zur Verfügung stand, jene jedoch fast 2000 Jahre in der Welt wüten konnte. Dieselbe Gier also kann sich auch - entsprechend als "psychische Reaktionsbildung" sublimiert - erhaltend und schöpferisch in großartigen Kulturleistungen äußern: als Wissbegierde, Liebe zur Kunst, Musik, Literatur, Hilfsbereitschaft, etc. Wie wird jedoch aus der angeborenen gierigen Selbstliebe die Liebe zum anderen? Im Bauch der Mutter weiß das Embryo nichts von der Welt, es kann auch nicht zwischen sich selbst und der Mutter unterscheiden. Das Ich des Embryos und die Mutter sind zunächst ein und dasselbe. Die Gier des Embryos wird im Bauch der Mutter vollständig und sofort befriedigt, so daß der Keimling keinen Grund hat, Angst oder Aggression zu empfinden. ES lebt im Uterus, wie der sprichwörtliche Kaiser von China, und nicht zufällig ist es das Bestreben der Reichen und Mächtigen (und letztlich jedes Menschen), sich eine Umgebung zu schaffen, die ihnen völlige Versorgung und sofortige Befriedigung ihrer Wünsche bietet. Das Neugeborene, aus seinem Paradies im Bauch der Mutter plötzlich und mit Gewalt vertrieben, reagiert darauf mit Angst und Wut. Es empfindet unvorstellbare Angst dabei, aus einem wohligen Zustand der Sicherheit und Geborgenheit herausgerissen zu werden. Es kommt in eine völlig unbekannte Welt, die kalt, weit und hell ist, es ist von einem Moment zum anderen gezwungen, zu atmen, zu sehen und zu hören, es ist Sinneseindrücken ausgeliefert, die es bis zu diesem Augenblick nicht gekannt hat, und es ist des göttlichen Gefühls der Allmacht verlustig, mit dem es neun Monate lang geborgen lebte. Diese panischen Angst des Säuglings wird gemildert, wenn die Mutter das Kleine liebevoll an sich nimmt. Durch die Mutter gewinnt der kleine Mensch eine Ahnung, daß das Gute ihm auch von außen zur Verfügung stehen kann. Jedoch steht ihm dieses Gute nicht ständig zur Verfügung; die Mutter (die es als Person noch nicht erkennt) entzieht sich ihm oft, ohne daß es die Macht hätte, sie verfügbar zu machen. Im Uterus stand ihm dieses Gute jedoch fraglos jederzeit zur Verfügung. Der kleine Mensch schwankt zwischen ohnmächtiger Wut und panischer Angst, zwischen Allmacht- und Ohnmachtgefühlen. Die Mutter als Mensch existiert für das Kleine noch nicht, sie ist bis dahin ausschließlich ein mehr oder weniger funktionierender Apparat, der Säugling selbst besitzt auch ein nur sehr diffuses Bild vom eigenen Ich. Falls der Mensch in dieser sehr frühen Lebenszeit die Liebe seiner Mutter völlig entbehren muß, selbst wenn er korrekt gefüttert, gepflegt, gewaschen und versorgt wird, verbleiben seelische Entwicklungsdefizite, die zu Psychosen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen führen können. Hinzu kommt, daß wir alle ursprünglich in einer körperlichen und psychischen Symbiose mit der Mutter verbunden waren und eine völlige Einheit zu ihr erlebt haben, d.h. wir waren selbst diese Mutter, kamen also psychisch als kleine Mädchen auf die Welt. Wie bereits gesagt, besteht zwischen Mutter und Embryo eine physische und psychische Einheit. Die Voraussetzung, einen anderen als einen anderen zu begreifen, ist, daß der Mensch sich allmählich im Laufe seiner frühen Kindheit von der Mutter psychisch löst. Dies kann jedoch nur geschehen, wenn das Kind die Möglichkeit hat, emotional neben der Mutter auch den Vater zu erleben. Der Vater tritt für das Kind zunächst als "ein Anderer" neben der Mutter in Erscheinung. Dieses Erlebnis bewirkt und ist Voraussetzung dafür, daß das Kleine, sobald es auch nach der Entwicklung seines Geistesapparates dazu in der Lage ist, auch sich selbst als von der Mutter verschieden und geschieden erkennt und nach und nach Vater, Mutter und sich selbst als verschiedene Individuen versteht. Wenn das Kind jedoch nur von einer Person, meistens von der Mutter, oder nur von Frauen erzogen wird, hat es die Möglichkeit der psychischen Individuation nicht und bleibt emotional entweder ein wahnsinnig gebliebenes Embryo oder ein gieriger und hassender Säugling. Das Wort "Sex" ist lateinischen Ursprungs und ist abgeleitet von "secare": trennen, scheiden. Das Geschlecht (engl.: sex) ist das, worin sich die Menschen unterscheiden. Diese Unterscheidung (zunächst als Scheidung von der Mutter, dann in dem Erkennen der beiden verschiedenen Geschlechter) lernt das Kind in einer sehr frühen Entwicklungsphase. Sowohl für die Buben als auch für die Mädchen ist daher die liebevolle und zugleich Grenzen setzende Beziehung zum Vater notwendig, insbesondere für die Entwicklung ihrer sexuellen Identität als künftige Frau oder Mann. Fehlt dem Kind der Vater, wird es als Erwachsener höchstens eine Frau oder einen Mann spielen, und zwar desto extremer, je weniger die Person sich als Frau oder Mann tatsächlich fühlt. |
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