Prä-ödipale
psychische Entwicklungsstufen
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Der Borderliner kennt nur seine innere Welt der strikten Gut-böse-Trennung, alles andere ist für ihn ein Vakuum, ein Nichts, das ihm Angst macht. Was sich nach außen hin an Humanitätsverachtung und Haß zeigt, sind seine psychischen Erhaltungsmechanismen, auf die er nicht freiwillig verzichten kann. Das Gelingen der Triade ist auch abhängig davon, ob im Kind genügend Urvertrauen vorhanden ist, um die aufsteigende Angst zu bewältigen. Ist dieses Urvertrauen nicht vorhanden, "definiert" sich der Mensch als ein in einer feindlichen Welt befindliches Wesen, das sich ständig gegen äußere Bedrohung zu verteidigen hat. Hieraus entsteht das scheinbare Paradoxon, das der Borderliner in einer Situation, in der er eigentlich nichts zu befürchten hätte, die ihm Sicherheit und Zuwendung bietet, Angst bekommt, weil er eine bedrohungsfreie Welt nicht kennt. Er kann damit nicht umgehen. Es ist, als ob die leiseste Wendung der äußeren Welt zum Guten ihm seine Identität entzöge, die er nur dadurch wiederfinden kann, daß er den Haß in sich wachruft, mit dem er die ihm gegenstandslos gewordene Welt wieder zu einem Gegen-stand macht. Aus der Unfähigkeit, die Realität zu akzeptieren, resultieren Wahn und Halluzinationen. Die Realität ist im Vergleich mit der Phantasie immer hart und unbefriedigend. In der Phantasie läßt sich alles sofort erledigen. Je größer nun die Unfähigkeit ist, sich mit der vergleichsweise mageren Realität abzufinden, desto eher wird sich derjenige seine Vorstellungswelt zu einer realen Welt machen wollen. Der psychotische Gewalttäter unterscheidet sich von dem Borderline-Gewalttäter nur dadurch, daß bei ihm der Bezug seines Hasses viel deutlicher irrational ist. Im übrigen ist der psychische Vorgang der gleiche.
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