Prä-ödipale
psychische Entwicklungsstufen
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Die Abwehr der Angst geschieht bei den rechtsextremen Gewalttätern vorwiegend durch den psychischen Akt der projektiven Identifizierung, Spaltung und Introjektion.Projektion oder: An allem sind die Juden schuld Projektive Identifizierung ist ein von Melanie Klein eingeführter Begriff zur Bezeichnung eines psychischen Mechanismus, der sich in Phantasien äußert, in denen das Subjekt sein Selbst ganz oder teilweise ins Innere eines anderen Menschen einführt, um ihm zu schaden, es zu besitzen und zu kontrollieren. Abwehrmechanismen dienen immer der Konfliktentlastung: Für den Projizierenden werden innere Konflikte zu äußeren Konflikten gemacht und in der Außenwelt ausgetragen. Ein abgelehnter Teil des eigenen Selbst wird einem anderen, vorzugsweise schwachen, Menschen zugeschrieben. In der Bekämpfung, Verfolgung oder Ermordung des anderen wird der Versuch unternommen, eigene, ungeliebte oder Unlust verschaffende Anteile des Selbst auszulöschen. Die Verbissenheit, mit der rechtsextreme Gewalttäter am Objekt ihres Hasses festhalten, läßt sich daraus erklären, daß er durch den Mechanismus der projektiven Identifikation Teile seiner selbst dem anderen zuschreibt und daher eine gewisse emphatische Verbundenheit mit dem anderen behält, die ihn zur ständigen Kontrolle des anderen zwingt; er kontrolliert ja sich selbst im anderen. Spaltung oder: Wir sind Engel und alle anderen sind Teufel Die Spaltung ist ein Abwehrmechanismus, der die Vorstellung des nur guten Selbst vor den nur bösen Anteilen des Selbst schützt (und umgekehrt). Dem Bewußtsein des Spaltenden ist jeweils nur die eine Hälfte zugänglich. Was sich der rechtsextreme Gewalttäter nicht "erlaubt", nämlich die Erkenntnis, daß der Mensch sowohl aus "guten", wie aus "bösen" Anteilen besteht, dies "erlaubt" er auch den anderen nicht: "Deutschland ist gut, die Ausländer sind schlecht". Die Spaltung vermeidet den inneren Konflikt, daß gute Anteile durch die schlechten Anteile beeinträchtigt oder sogar zerstört werden könnten. In der Phantasie des Kleinkindes würde dieser Konflikt Selbstzerstörung, oder die Zerstörung der Mutter bedeuten, mit der zwingenden Folge immenser Schuldgefühle. Der innere Konflikt wird nach außen getragen: Das Gute (Deutschland, die Nation) ist gut und muß gut bleiben, also von dem Schlechten (Ausländer) befreit werden. Ein Beieinander löst in dem Rechtsextremen Existenzängste aus. Die Spaltung bewirkt eine Realitätsverkennung: Den nur guten Objekten dürfen keine schlechten Attribute zukommen. So kommt es zur Behauptung der "Auschwitz-Lüge". Eine Folge der Spaltung ist eine Identitätsdiffusion, d. h. der rechtsradikale Gewalttäter kann keine echte Beziehung zu sich selbst und zu anderen aufrechterhalten, er ist häufig unfähig, zwischen sich und den anderen zu unterscheiden und neigt zu primitiven Affektausbrüchen.
Introjektion: Wir sind ein Volk Die Introjektion ist sozusagen eine Umkehrung der Projektion: Anteile des anderen werden dem eigenen Selbst zugeschrieben. Im Zusammenhang mit der Spaltung bedeutet dies, daß die Eigenschaften des nur guten Objektes einem selbst zur Verfügung stehen: Rechtsextreme wollen ein großes und mächtiges Deutschland, um sich selbst groß und mächtig fühlen zu können.
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