Freudsche Psychoanalyse

 


Psychische Antriebe

Das Ich oder: Wie erkenne ich die Wirklichkeit?


Das Ich als das Gefühl der Individualität ist als Bewußtsein allen Tieren eigen, denn jedes Tier kann Bewußtsein verlieren. Pflanzen werden auch von der Sexualität und Aggressivität getrieben, haben jedoch kein Bewußtsein, also kein Ich. Auch ein Hund hat ein Gefühl des Ich-Seins, im Unterschied zum Menschen weiß er jedoch nicht, daß er ein Ich hat. Was den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet, ist nicht sein sexueller und aggressiver Trieb (den haben auch andere Lebewesen), es sind auch nicht seine Gefühle (die haben auch andere Säugetiere), was den Menschen einmalig macht, ist die Tatsache, daß er von seinem Bewußtsein weiß, daß er imstande ist zu begreifen: "Ich denke über mich nach", wobei ja das "ich" und das "mich" eins und dasselbe ist. Das Ich des Menschen kann sich selbst begreifen, das Ich denkt über das Ich nach, was wir Reflexion nennen und was den Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet.

Dieser Vorgang ist, so einfach er zunächst auch erscheint, dennoch schwer zu begreifen, denn es stellt die so einleuchtende Formel: "A kann nicht gleichzeitig Nicht-A sein" auf den Kopf. In diesem Falle ist A gleichzeitig Nicht-A, "Ich" betrachtet "Ich" und muß sich dazu von sich selbst entfernen. Das Ich kann sich nur selbst erkennen, indem es sich selbst negiert, und alleine dieser Vorgang und seien Folgen, machen bereits dem Menschen Angst. Die Kraft der Negation als Voraussetzung für ein logisches begriffliches Denken entspringt dem aggressiven Trieb, der ja das Ich und das Nicht-Ich vor allem zu unterscheiden weiß. Das Ich ist bei allen Tieren eine Instanz zur Erkenntnis der äußeren Wirklichkeit, der Realität, das menschliche Ich besitzt darüber hinaus die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen. Diese Fähigkeit der Selbstbetrachtung, die Reflexion, ist das Fundament der Vernunft, die ja unter den Lebewesen nur dem Menschen vorbehalten ist, die er nur leider allzu selten benutzt, und der er sich in unterschiedlichen Rauschzuständen zu entledigen sucht.

 

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This document was updated 13.06.98.
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