Das Maß an Raum und Entfaltungsmöglichkeit, das im durchschnittlichen
Wohnungsbau heute den Kindern zugebilligt wird, ist ein signifikanter Gradmesser
für die sozialen Hierarchien und Defizite einer Gesellschaft. Eine
Gruppe von sechzehn Familien hat hier versucht, die üblichen Maßstäbe
in diesem Bereich zu durchbrechen und eine dezidiert kinderfreundliche
Wohnhausanlage zu verwirklichen. Das Grundstück wurde gemeinsam gekauft
und die Planung mit Ottokar Uhl, dem Pionier des partizipatorischen Bauens
in Österreich, als Mitbestimmungsmodell erarbeitet.
So wurden etwa zugunsten der Kinderzimmer die Wohnzimmer kleiner wie
üblich bemessen. Die kleineren Kinder erhielten im 1. Stock der Hausgruppe
einen Gemeinschaftsraum mit Waschraum und WC, die größeren im
Erdgeschoß; der gemeinsame Garten ist ein Stück freier, “wilder""
Natur mit Hügeln, Bäumen, Gebüschen und möglichst wenig
gestalterischen Festlegungen. Bei den Wohnungen selbst - konstruiert in
Scheibenbauweise mit nichttragenden Fassaden - konnte die Anzahl und Form
der Zimmer, die Art der Balkone und Fenster und auch die Raumhöhe
in einem bestimmten Rahmen individuell gewählt werden. Auch auf die
leichte Veränderbarkeit der Grundrisse bzw. der Raumnutzungen wurde
geachtet. So entstand ein Gefüge von “Häusern" - Geschoßwohnungen,
Maisonetten und Split-level-Typus - mit einer starken Individualisierung
des Wohnens, wie sie im Geschoßbau bisher kaum realisiert wurde.
Trotz großzügiger Gemeinschaftseinrichtungen wurden die Finanzierungsgrenzen
der staatlichen Wohnbauförderung nicht überschritten. Das Resultat
ist ein beachtlicher und grundsätzlicher, wenn auch ephemer gebliebener
Beitrag zur Wohnbaudiskussion.